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Oktober 2025

Finanzielle Risiken frühzeitig erkennen: Frühwarnsysteme und Analyse nach StaRUG

Finanzielle Schwierigkeiten treffen Unternehmen selten unerwartet. In den meisten Fällen gibt es Warnsignale, die sich in der Liquiditätsplanung, im Zahlungsverhalten von Kunden oder in der Bilanzstruktur zeigen. Doch diese Signale werden häufig zu spät erkannt oder nicht ausreichend ernst genommen.

Seit 2021 fordert das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) von Unternehmen, genau diese frühzeitige Krisenerkennung systematisch umzusetzen. Die Geschäftsführung hat damit nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch die Möglichkeit, Risiken frühzeitig zu managen.

1. Frühwarnsignale richtig verstehen

Viele Unternehmen verlassen sich bei der Einschätzung ihrer finanziellen Lage auf Jahresabschlüsse oder einmalige Planungen. Diese Bausteine sind wichtig, reichen für die frühzeitige Krisenerkennung jedoch oftmals nicht aus. Insbesondere bei kleinen und mittleren Unter-
nehmen fehlen oft die Ressourcen sowie das Know-how, um ein belastbares Frühwarnsystem aufzubauen.

Zudem ist das Erkennen der sogenannten „drohenden Zahlungs-
unfähigkeit“ mitunter sehr komplex. Es braucht einen genauen Blick auf laufende Liquiditätsflüsse, Verbindlichkeiten und die Entwicklung von Umsätzen und Kosten. Nur so lassen sich drohende Risiken verlässlich einschätzen.

2. Systematische Analyse und dynamische Planung

Gemäß § 1 StaRUG muss ein Risikofrüherkennungssystem darauf ausgelegt sein, Entwicklungen zu identifizieren, die den Fortbestand des Unternehmens gefährden könnten. Dafür sind drei zentrale Komponenten erforderlich: die systematische Identifikation von Risiken, deren Bewertung und Zusammenfassung sowie eine vorausschauende
Planung, die sich idealerweise über einen Zeitraum von 24 Monaten erstreckt.

Ein wirksames Risikofrüherkennungssystem basiert auf einem strukturierten Kennzahlensystem, dass kontinuierlich alle relevanten Kennzahlen überwacht. Dieses System muss an die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Branche und Unternehmensgröße angepasst werden. Zudem ist es unerlässlich, dass es zuverlässig auf Entwicklungen hinweist, die zu einer drohenden Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung führen können. Im Fokus stehen Liquiditätskennzahlen wie der Cashflow, Liquiditätsgrade und eine rollierende Liquiditätsplanung.

Ergänzt werden diese durch Kapitalstrukturkennzahlen wie Verschuldungsgrad, Eigenkapitalquote und Schuldentilgungsdauer sowie Rentabilitätsgrößen, wie die Umsatz- oder Gesamtkapitalrentabilität. Auch die Veränderung des Working Capital kann Hinweise auf Engpässe im operativen Geschäft geben. Ebenfalls relevant ist die regelmäßige Abweichungsanalyse innerhalb der integrierten Unternehmensplanung, etwa durch Soll-Ist-Vergleiche bei Umsatz, Kosten oder Ergebnis.

Die Kennzahlen sollten allerdings nicht isoliert betrachtet werden, sondern auch hinsichtlich ihrer Wechselwirkung analysiert werden. Dabei sollte eine regelmäßige Überprüfung der Kennzahlen stattfinden, um die Aussagekraft des Systems zu erhalten.

Ebenso verlangt das StaRUG eine Dokumentation aller Prozesse im Rahmen der Früherkennung. Nur so lässt sich die Wirksamkeit des Systems, beispielsweise im Rahmen einer Wirtschaftsprüfung, objektiv prüfen.

Ziel ist es, Warnsignale rechtzeitig zu erkennen und steuernd einzugreifen, bevor sich größere Risiken entwickeln können.

3. Sicherheit und Handlungsfähigkeit gewinnen

Unternehmen, die ein solches Frühwarnsystem nutzen, schaffen nicht nur Transparenz über ihre finanzielle Lage, sondern erhöhen auch ihre Handlungssicherheit. Sie können aktiv steuern, statt nur auf Probleme zu reagieren. Für die Geschäftsführung bedeutet das außerdem, dass sie ihre gesetzlichen Pflichten erfüllt und persönliche Haftungsrisiken minimiert.

Darüber hinaus stärkt ein belastbares Zahlenwerk das Vertrauen von Banken, Investoren und Geschäftspartnern. Es erleichtert die Kommunikation und kann in schwierigen Phasen dazu beitragen, Lösungen partnerschaftlich zu finden.

Nicht zuletzt gewinnen Unternehmen durch Frühwarnsysteme auch einen entscheidenden Zeitvorteil, um die Zukunft des eigenen Unternehmens aktiv zu gestalten.

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Autor dieses Beitrags:

Florian Nasemann

Florian Nasemann
Consultant

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