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November 2024

Integrierte Unternehmensplanung – Entscheidungshilfe und Steuerungsinstrument

Mit dem letzten Quartal im Kalenderjahr ist für viele Unternehmen die Zeit der Budgetierung gekommen. Die Ziele für das anstehende Geschäftsjahr werden festgelegt, Chancen, Risiken und Marktveränderungen evaluiert und Maßnahmen zur Zielerreichung geplant.

Ein Großteil der Unternehmen konzentriert sich dabei nach wie vor auf die Erfolgsplanung. Dabei ist für die erfolgreiche Steuerung eines Unternehmens eine integrierte Unternehmensplanung essenziell. Neben der Festlegung von Zielen und Maßnahmen kann eine integrierte Planung die Grundlage für eine Vielzahl von Entscheidungen sein – und das nicht nur einmal im Jahr, sondern bestenfalls laufend während des gesamten Geschäftsjahres. Was genau unter einer integrierten Unternehmensplanung zu verstehen ist, welche Entscheidungen durch sie ermöglicht werden und welche Vorteile sich daraus ergeben und nicht zuletzt worauf bei der Umsetzung einer solchen Planung zu achten ist, möchten wir in diesem Beitrag vorstellen.

1. Was meint der Begriff “Integrierte Unternehmensplanung”?

Unter einer integrierten Unternehmensplanung ist eine Planung von Erfolg, Liquidität und Bilanz zu verstehen, die die jeweiligen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen zwischen diesen drei Komponenten berücksichtigt. So spielen etwa bei der Planung von Umsätzen nicht nur deren Höhe und zeitlicher Anfall eine Rolle, sondern auch, ob sie sofort zahlungswirksam werden oder stattdessen zu einem Forderungsaufbau führen. Letzteres hätte nicht nur einen entsprechenden Effekt auf die Liquiditätsplanung, sondern auch auf die Planung der Forderungsbestände im Rahmen der Bilanzplanung. Jeder Geschäftsvorfall hat auf diese oder ähnliche Weise Auswirkungen auf mehrere Teilbereiche der integrierten Planung und all diesen Auswirkungen wird im Zuge einer integrierten Planung Rechnung getragen. Als Basis für die integrierte Planung dient dabei im Regelfall die Erfolgsplanung, aus der in der Folge eine (indirekte) Liquiditäts- sowie eine Bilanzplanung abgeleitet werden.

2. Integrierte Unternehmensplanung als Entscheidungshilfe

Es gibt eine Vielzahl von Anlässen zur Erstellung einer integrierten Planung. Neben dem jährlichen Budgetierungsprozess sind häufig vor allem Anforderungen externer Dritter (z. B. Finanzinstitute oder Investoren) der Auslöser für eine Planungserstellung. Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten und Entscheidungshilfen, die eine integrierte Planung bietet, sollte ihre Erstellung aber auch im eigenen Interesse eines jeden Unternehmers liegen.

  • Zielsetzung und Controlling

    Die integrierte Planung bildet sämtliche (finanziellen) Ziele eines Unternehmens ab. Mit der Zielsetzung allein ist jedoch noch nicht viel gewonnen. Entscheidend ist, dass die festgelegten Ziele im laufenden Jahr regelmäßig überprüft und mit der tatsächlichen Geschäftsentwicklung abgeglichen werden. Im Zuge eines solchen Soll-Ist-Vergleichs wird ersichtlich, ob das Unternehmen auf einem guten Weg ist, die gesteckten Ziele im Hinblick auf Erfolg, Liquidität und Bilanzstruktur zu erreichen oder ob sich im Gegenteil nennenswerte Abweichungen ergeben, die gegebenenfalls sogar ein Einlenken erfordern. Die Planung dient damit als wesentliches Controlling-Instrument im laufenden Geschäftsjahr.

  • Liquiditätssicherung und Krisenmanagement

    Die integrierte Planung bietet den Vorteil, dass auch die Auswirkungen der geplanten Geschäftsentwicklung auf den Cashflow und die künftigen Liquiditätsbestände abgebildet werden. Auf diese Weise lässt sich bereits anhand der Planung erkennen, ob die Zahlungsfähigkeit während des gesamten Planungszeitraums voraussichtlich gewährleistet sein wird oder, sollte dem nicht so sein, inwieweit bereits im Vorfeld Maßnahmen zu ergreifen sind, um die Zahlungsfähigkeit sicherzustellen. Die Auswirkungen derartiger Maßnahmen wie etwa die Aufnahme von Krediten oder Eigenkapitalzuführungen, die Aufnahme oder Erweiterung einer Kontokorrentlinie oder sogar Anpassungen der operativen Teilpläne können im Rahmen der integrierten Planung vorab durchgespielt und quantifiziert werden. Auf diesem Weg können bereits weit im Vorfeld einer potenziellen Zahlungsunfähigkeit die bestmöglichen Maßnahmen identifiziert werden, um diese gar nicht erst entstehen zu lassen.

    Vor dem Hintergrund des Krisenmanagements ist dieser Punkt ein entscheidender Vorteil gegenüber einer einfachen Erfolgsplanung. Unternehmenskrisen werden in verschiedene Stadien aufgeteilt, von denen die Liquiditätskrise das letzte Stadium vor der Insolvenz ist. Häufig werden sich die Betroffenen erst dann eines Handlungsbedarfs bewusst, wenn bereits Zahlungsunfähigkeit droht. Der Handlungsspielraum, der in einer Krise bleibt, wird mit Fortschreiten der Krise immer kleiner. Je früher erste Warnzeichen erkannt werden, desto leichter ist eine Gegensteuerung möglich. Eine integrierte Planung, die auch als Grundlage für die Implementierung entsprechender Frühwarnsysteme dienen kann, hilft bei der frühzeitigen Identifikation drohender Krisen und ist damit ein wichtiges Instrument zur Vermeidung dieser.

  • Strategische Entscheidungshilfe

    Eine integrierte Planung kann auf zwei Arten im Rahmen der strategischen Entscheidungsfindung von Bedeutung sein. Zum einen kann sie dabei unterstützen, erst einmal die Notwendigkeit strategischer Entscheidungen oder Neuausrichtungen zu identifizieren, indem sie aufzeigt, dass die gesteckten Ziele andernfalls nicht oder nur schwer erreichbar sein werden. Zum anderen können mit Hilfe einer integrierten Planung die finanziellen Auswirkungen strategischer Entscheidungen abgebildet werden.  Insbesondere in Kombination mit sog. Szenarioanalysen, die verschiedenen Strategien und deren Auswirkungen auf Erfolg, Liquidität und Bilanz gegenüberstellen, kann eine integrierte Planung hier als Entscheidungshilfe dienen.

    So können zum Beispiel die Auswirkungen von Investitionen in neue Technologien oder Geschäftsfelder, die Effekte von Personalentwicklung und/ oder Personalaufbau oder aber auch die Folgen potenzieller neuer (oder notwendiger) Finanzierungen im Zuge der integrierten Planung ausgearbeitet und auf dieser Basis entschieden werden, welche Maßnahmen vor dem Hintergrund der gesteckten Finanzziele sinnvoll sind. Ein wichtiger Aspekt ist in vielen Unternehmen auch die Ausschüttungspolitik, etwa die Frage danach, inwieweit Ausschüttungen möglich sind, ohne bestimmte Kennzahlen oder Covenants zu brechen. Diese und viele weitere Entscheidungen können mit Hilfe einer integrierten Planung erleichtert werden.

  • Operative Entscheidungshilfe

    Eine integrierte Planung basiert bestenfalls auf mehreren (operativen) Teilplänen eines Unternehmens. Sie führt Vertriebs-, Produktions-, Personal-, Investitions- und Finanzierungspläne zusammen und integriert diese jeweils in die Erfolgs-, Liquiditäts- und Bilanzplanung. So schafft die integrierte Planung Transparenz im Hinblick auf Zusammenhänge zwischen operativen Teilplänen sowie deren Einflüsse auf den Finanzplan. Über den Einbau verschiedener Schaltmechanismen in den operativen (Teil-)Plänen lassen sich die Effekte bestimmter operativer Maßnahmen auf die jeweils anderen Teilpläne sowie auf die Finanzplanung und einzelne Kennzahlen modellieren. Auf diese Weise können Werttreiber identifiziert und Verbesserungspotenziale im operativen Bereich aufgedeckt werden. Die integrierte Planung kann damit auch als operatives Steuerungsinstrument fungieren.

3. Wichtige Aspekte bei der Umsetzung einer integrierten Unternehmensplanung

Eine integrierte Unternehmensplanung erfordert die Übersetzung operativer und strategischer Ziele in einzelne Finanzpläne sowie die inhaltliche und systematische Abstimmung der Finanzpläne untereinander. Neben einer transparenten Kommunikation mit den einzelnen Abteilungen und einer engen Abstimmung mit der Geschäftsführung bedarf es daher zu ihrer Umsetzung eines hohen Sachverstands für finanzwirtschaftliche und buchhalterische Zusammenhänge. Der ganzheitliche Ansatz und der Nachweis einer entsprechenden Expertise bei der Erstellung der Planung dient auch zur Befriedigung externer Stakeholder wie Kreditgeber oder Investoren.

Die Planung sollte immer auf Monatsbasis erfolgen. Viele Unternehmen erstellen ihre Planungen in Form von Jahresplänen. Die beschriebenen Vorteile einer integrierten Planung kommen jedoch erst im Zuge einer monatlichen Planung vollständig zum Tragen. So ermöglicht die Monatsplanung eine häufigere Überprüfung der Zielerreichung, verbunden mit höherer Flexibilität und schnellerer Reaktionsmöglichkeit bei der Maßnahmensteuerung. Saisonalen Schwankungen kann im Zuge der Monatsplanung Rechnung getragen werden und auch die regelmäßige Kontrolle der Zahlungsfähigkeit kann so sichergestellt werden.

4. Fazit

Die integrierte Unternehmensplanung ist das finanzielle Abbild eines Unternehmens, seiner Strategien, Ziele und Pläne. Richtig umgesetzt und implementiert, dient sie auf vielfältige Weise als Entscheidungshilfe und Steuerungsinstrument. Sie ermöglicht es der Geschäftsführung, bestimmte (interne wie externe) Entwicklungen und deren Einfluss auf die finanzielle Situation des Unternehmens frühzeitig zu erkennen und als Folge daraus die Zukunft des Unternehmens aktiv zu gestalten: agieren statt reagieren.

Die Erstellung einer integrierten Planung erfordert neben einem guten Verständnis vom Geschäftsmodell des jeweiligen Unternehmens in erster Linie besondere Expertise im Rechnungswesen. Die Anwendung bestimmter Tools oder Softwarelösungen kann bei der Planung unterstützen, ersetzt jedoch nicht ein tiefgreifendes Verständnis der mit der Planung beauftragten Personen für die zugrundeliegenden Sachverhalte und Zusammenhänge. Damit eine integrierte Unternehmensplanung als Entscheidungshilfe dienen kann, darf sie für die Entscheidungsträger keine Black Box sein.

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Autor*in dieses Beitrags:

Annabelle Ritter
Consultant

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Thomas Kaspari
Senior Consultant

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